Umstellungsosteotomie des Kniegelenks
Die Form der Beinachse ist bei jedem Menschen individuell und nicht immer exakt gerade. Bei knöchernen Fehlstellungen der Beine wird das Kniegelenk entweder bei einer O-Verbiegung (O-Beine, Genu varum) innen oder bei einer X-Verbiegung (X-Beine, Genu valgum) aussen überdurchschnittlich belastet. Diese Patienten entwickeln i.d.R. eine einseitige Arthrose im Kniegelenk. Es können zusätzlich auch Schäden am Meniskus und am Knorpel vorliegen.
Wenn konservative Maßnahmen zur Linderung des Gelenkschmerzes ausgeschöpft sind, wird eine operative Korrektur des X- bzw. O-Beins durchgeführt.
Beinachsenfehlstellungen sind entweder angeboren, können aber auch in Folge von Unfällen, Entzündungen oder auch Fehlwachstum entstehen. Die Umstellungsosteotomie, oder auch Achskorrektur, gehört zu den gelenkerhaltenden Operationen. Unsere Kniespezialisten in Neuss & Düsseldorf korrigieren die Fehlstellung, wodurch der Gelenkverschleiß entweder verlangsamt oder idealerweise aufgehalten wird.
Wie verlangsamt eine Umstellungsosteotomie den Gelenkverschleiß und verhindert den Einsatz einer Endoprothese (Kniegelenkersatz)?
Die operative Umstellungsosteotomie, als Teil der gelenkerhaltenden Kniechirurgie, nimmt im Gelenk selbst keine Veränderung vor. Somit bleibt die natürliche Funktion des Kniegelenks erhalten. In Folge der Umstellungsosteotomie wird die Last, die nur auf einen kleinen Teil des Gelenks wirkt, wieder gleichmäßig verteilt. Somit erhöht sich die Lebensdauer des Gelenkknorpels.
Auch wenn bereits eine Arthrose entstanden ist, kann mit einer Umstellungsosteotomie eine Entlastung erreicht werden. Das reduziert die Schmerzen und verlangsamt das Fortschreiten der Arthrose.
Die Operation wird von Kniespezialisten minimalinvasiv durchgeführt. Der Eingriff erfolgt mittels kleiner Hautschnitte, die das Gewebe nur geringstmöglich verletzen.
Diagnostik zur Umstellungsosteotomie des Kniegelenks
Die Diagnose erfolgt klinisch und radiologisch. Zur Bestimmung des Ausmaßes der Achsabweichung erfolgt eine Röntgenaufnahme des gesamten Beines, von Hüftgelenk bis zum Fuß. Um das Ausmaß des bereits vorliegenden Knorpel- oder Meniskusschadens zu bestimmen, wird ein MRT durchgeführt. Anhand der Aufnahmen wird bestimmt, ob die Achsenfehlstellung durch das Schienbein, den Oberschenkelknochen oder Beide verursacht wird. Hiernach kann das jeweilige Operationsverfahren festgelegt und die exakt notwendige Korrektur geplant werden.
Verfahren der Umstellungsosteotomie
Wir verwenden öffnende (open-wedge) und schließende (closed-wedge) Osteotomien, wobei je nach Ursache der Fehstellung ein Einschnitt in den Oberschenkel oder Schienbeinknochen gemacht wird, ohne den Knochen komplett zu durchtrennen. Nun wird entweder ein Keil entnommen (schließende Osteotomie) oder der Spalt wird schrittweise vorsichtig aufgebogen (öffnende Osteotomie), bis die gewünschte Korrektur erreicht ist. Dann wird die neue Beinachse mit einer Platte und Schrauben fixiert. Der Eingriff ist nicht belastend und benötigt nur einen kleinen Hautschnitt.
Aufgrund der Individualität der verschiedenen Beinachsenfehlstellungen, können diese Verfahren variieren oder auch miteinander kombiniert werden.
Weitere Verfahren und Kombinationen von Therapien
Bei Fehlern der Innen- oder Außenrotation der Beinachse, kann diese ebenfalls rotiert bzw. derotiert werden. Die beschriebenen Operationsverfahren können je nach verschobener Beinachse miteinander kombiniert werden oder auch um weitere Behandlungsmöglichkeiten ergänzt werden. Diese Form der Osteotomie kommt häufiger bei Kniescheibeninstabilitäten zum Einsatz.
Eine Kombination von Therapieverfahren erfolgt hierbei je nach Ausmaß des bereits vorhandenen Schadens im Kniegelenk, wie z.B. Bandinstabilitäten oder Knorpelschäden.
Unterstützend kann beispielsweise als knorpelregenerative Behandlungsmethode eine autologe Knorpelzelltransplantation im lädierten Bereich durchgeführt werden. In Verbindung mit der Umstellungsoperation ist hier durch die neue Entlastung im geschädigten Bereich eine verbesserte Regeneration des Knorpels gewährleistet.
Desweiteren kann auch der tibiale Slope, also der schienbeinseitige Teil der Gelenkfläche korrigiert werden, der wenn er zu stark oder zu wenig geneigt ist, zu einer Verstärkung von Kreuzbandinstabilitäten führt. Hier kann eine Achs- bzw. und Slopekorrektur zu einer verbesserten Stabilität führen.
Reha und Nachbehandlung der Umstellungsosteotomie
Die Mobilisation erfolgt ab dem 1. Tag nach der Operation mit Hilfe der Physiotherapie an Unterarmgehstützen. Das operierte Gelenk / Bein darf für 3 bis 6 Wochen nicht voll belastet werden. Hier ist eine zeitweise Teilbelastung an Unterarmgehstützen einzuhalten. Für diesen Zeitraum ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe erforderlich. Nach der stationären Entlassung sollte die Physiotherapie, ggf. in Form einer stationären / ambulanten Anschlussheilbehandlung, weiter fortgesetzt werden. In der Regel ist nach einer Gelenkfehlstellungskorrektur mit einer Rehabilitation von 12 Wochen zu rechnen. Patienten müssen mit einer Arbeitsunfähigkeitszeit von 3 Monaten rechnen.